"Ich weiß, wer du bist."


The step to continental Europe ...

A CANDLE ON THE HILL - IMAGES OF CAMPHILL LIFE (Hg.: Cornelius Pietzner, Floris Books, Edinburgh 1990) heißt eine informative, mit schönen Fotographien bebilderte Veröffentlichung über Entwicklung und Stand der Camphill-Bewegung bis zum Ende der 80-er Jahre. Von Interesse war nun für mich im Zusammenhang mit dem Interview, welche Worte sich zu Brachenreuthe dort fanden: "...Calls from individual parents or parents associations were met by Camphill opening centres in England ... 1951, and at Glencraig in Northern Ireland in 1953. The step to continental Europe was made when work with spastic children was established at Brachenreuthe, Germany, in 1958, following a similar call“.
Der „erste Schritt auf das kontinentale Europa" ist hier also dokumentiert durch die von Willi und Gisela Seiß begründete Heimschule Brachenreuthe. - 1964 und 1965 folgten dann weitere Einrichtungen am Bodensee, Föhrenbühl und der Lehenhof, sowie am Genfer See. -Monika Neve
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Gründung und Aufbau der Heimschule Brachenreuthe

4./5. Mai 1959 offizielle Eröffnung der "Heimschule Brachenreuthe"Wir waren also zu einer Zusammenarbeit einig, allerdings mit Dr. Königs Zusatz: "Ihr dürft Camphill in Deutschland nicht kopieren, ihr müsst hier euren eigenen Weg gehen und eure eigene Form finden!" Er zweifelte auch an, ob uns dies gelingen würde, sagte er mir doch einmal. -"Wir werden von Camphill aus in Deutschland niemals Fuß fassen können.“ Mit Unterstützung aus Schottland, also Camphill, war nicht zu rechnen. - Da unser Haus in Lindau schmal und hoch war, meinte König, wir sollten für die gelähmten Kinder ein ebenerdiges Haus suchen. - ich muss hier etwas Persönliches sagen, das Sie auch weglassen können: Alles, was ich angefangen hatte, gelang mir immer. Sobald in einer Sache die Spitze erreicht war, auch existentiell. wurde mir diese von heute auf morgen genommen. So stand ich immer vor einem neuen, wenn oft nicht einfachen Anfang. Aber ich hatte das Gefühl einer zielsicheren inneren Führung von Christian Rosenkranz. Es war öfter so, als ob ich sein Instrument wäre. Da war nie Zwang, aber Folgerichtigkeit, von der ich wusste, dass meine Handlung richtig wäre.

Also zur Haussuche: Inzwischen war durchgesickert, dass ein Ehepaar am Bodensee ein heilpädagogisches Heim gründen wollte. Da rief uns Dr. Geraths aus Eckwälden an, es stünde auf der Höri ein Kinderheim, der Michaelshof, der übernommen werden könne. Wir fuhren mit Dr. König zu diesem Hof, hatten ein langes Gespräch mit den drei Eigentümerinnen, und es wurde uns eine Nachricht zugesagt, die nie kam. - Damals begann auch Dr. Garvelmann [= Wolfgang Garvelmann. Autor verschiedener Beiträge im LAZARUS]  mit seinem kleinen heilpädagogischen Heim in der Nähe des Michaelhofes. Dann war das Hofgut Rengoldshausen der Frau Voith da. Die Waldorfschule Rengoldshausen existierte noch nicht. Aber es regte sich im Bodenseeraum ein Impuls, der einen Raum suchte. Man kann heute nur nicht sagen, dass dieser erkannt worden sei.