"Ich weiß, wer du bist."

Generalvertreter bei Allianz und Begründung der Helixor GmbH

Monika Neve: Haben Sie nach Brachenreuthe in der anthroposophischen Bewegung noch weiter gewirkt?

Willi Seiß als Generalvertreter b. d. Allianz 1961 - 1978Willi Seiß: Um es kurz und gerafft zu sagen: Ich kam mit Theodor Schwenk zusammen. Aber es gibt eine Vorgeschichte. In einer Generalversammlung der Gesellschaft wurde das leidige Thema um das fehlende Geld von Fran Kreutzer aus Nürnberg angesprochen. Aus meiner - Lebenserfahrung rechnete ich, noch während sie sprach, was diese Gesellschaft an Schenkungsgeld jährlich zur Verfügung haben könnte, wenn sowohl die privaten als auch die Firmenverträge bei den einzelnen Versicherungen gebündelt werden könnten, wobei die anfallenden Provisionen nach Abzug der Steuern der Gesellschaft zugute kommen sollten. Frau Kreutzer, die ich daraufhin ansprach, verwies mich an ihren Mann, der die Idee wohl verstand, jedoch sich aus seiner langjährigen Bindung zu seiner Versicherungsvertretung nicht lösen wollte. Ich sagte: Herrn Kreutzer, Sie müssen entscheiden, ob Ihnen die Anthroposophische Sache oder Ihre Vertretung wesentlicher ist. - Es wurde nicht weiter verfolgt. Dann legte ich diese Idee Herrn Grosse [dem damaligen Vorsitzenden der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft] im Goetheanum vor. Ich musste dann jedoch erfahren, wie der verstorbene Barkhoff Firmen mahnte, diese Sache mit mir nicht weiter zu verfolgen, da ich damit nur Geld verdienen wollte. Die GLS-Bank gab es damals noch nicht. Auch weiß ich nicht, ob und in welcher Höhe au dem Geschäftsvolumen dieser Einrichtungen Schenkungsgelder fließen. - Damit ließ ich nun alles liegen und verfolgte diesen Weg nur noch bei Schwenk, der ja bislang durch die Firma Voith in Heidenheim unterstützt worden war. - Es wurde mir durch meine Kenntnis der Verträge von Voith bei der Allianz möglich, dass das Institut für Strömungsforschung in Herrischried, das ja auf Spenden angewiesen war, durch die Umbuchung von Provisionen ganz erheblich mit den gespendeten Provisionen bedacht wurde. Ich will hier keine Zahlen nennen.

Monika Neve: Ergab sich etwas mit Schwenk im Zusammenhang mit gemeinsamer anthroposophischer Arbeit?

Willi Seiß: So hatten wir uns also kennengelernt. - Eines Tages kam Schwenk auf mich zu, er habe Besuch gehabt von Frau und Herrn Dr. Walter Bühler und seiner Frau, die die Ansicht vertraten, man müsse doch ein wirksames Krebsheilmittel entwickeln, ob er, Schwenk, dabei mitwirken könne. Schwenk, früher bei der Weleda, hatte dort ein kleines Gerät entwickelt, mit dem eine Heilmittelmischung vorgenommen wurde. Es schwebte ihm vor, mit diesem Gerät einen Versuch mit Mistelsäften zu machen, also den Sommer- und Wintersaft maschinell zu mischen. Er wollte einen gemeinnützigen Verein haben und bat mich, die Satzung für diesen zu entwerfen. Daraus wurde der „Verein für Leukämie- und Krebstherapie e.V." mit Sitz in Stuttgart. Es führt hier zu weit, alle Prozesse der Entwicklung darzustellen. Mitwirkende waren außer Schwenk Herr Dr. Boie aus Marburg, Frau Dr. Günczler aus Wien, eine erfahrene Krebstherapeutin, die ja durch Jahre in Wien-Lainz das Iscador klinisch erprobt hatte, dann meine Frau und ich, Frau Brasch, eine Mitarbeiterin von Schwenk, später das Ehepaar Drs. Bühler. Alles spielte sich in unserem Haus in Stuttgart ab. Sie können sich vorstellen, welche Interessen da aufeinander trafen und sich rieben. Und dann, wer hatte die Rechte an der Maschine und wer am Präparat? Nun, das musste gesteuert werden.