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NEU: SEISS – Aufbau- & Entstör-Elemente
Die heilerischen Impulse von Willi Seiß
und seiner FREIEN HOCHSCHULE AM BODENSEE
20 Jahre FHaB
2017
Monika Neve: Was heißt das denn konkret, den „Geist von Camphill" zu inkarnieren?
Willi Seiß: Da muss man möglicherweise auf einen Traum von König über die Herrnhuter zurückgreifen. Das war sicher ein Ideal von ihm. Zudem war Königs Ansicht. Es müsse in der gegenwärtigen Zeit eine Insel geschaffen werden, in der die Idee über den Menschen bewahrt bliebe. Hierzu versuchte er verschiedene geistige Richtungen in Camphill zu vereinen. Das ist die eine Seite. Die andere war seine Community: das war ein Kreis von 12 oder 13, die er bestimmte. Jeder dieser sollte nun träumen, wer zu ihm gehörte, bis wieder 12 geträumte Carnphiller einen weiteren Kreis bilden. Diesen wurden damals drei Vorträge von Rudolf Steiner zum Studieren gegeben, mit denen sie leben sollten. Das war die Vorstellung von König über die zukünftige Gemeinschaftsbildung, die sein eigentliches Anliegen war, - nicht wie gesagt wird, die Pflege und Erziehung von seelenpflegebedürftigen Kindern. Und der Kreis um König fühlte sich als besonders erwählt und befleißigte sich in dieser Richtung. Darin lebt der sogenannte Geist von Camphill, eine Geistigkeit, die bestimmend wirkt und der sich der Einzelne unterzuordnen hat. - Unsere morgendliche gemeinsame Arbeit mit dem Werk „Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?" war nicht im Sinne dieser Missionarin von Camphill. Sie bestimmte damals, König im Rücken fühlend, dass "diese Leserei" aufhören müsse.
Ich war damals Heimleiter und Geschäftsführer nach der Satzung dieses Vereins. Während einer Generalversammlung der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft rief Dr. König aus der Schweiz Frau Sauter ans Telefon und bestimmte sie als zukünftige Heimleiterin. Dies war möglich geworden, weil ich im Vertrauen auf die Integrität dieser Persönlichkeit Karl König die alleinige Verfügung als 1. Vorsitzenden eingeräumt hatte. Damit war ich abgesetzt und der Verantwortung enthoben.
Monika Neve: Das ist ja stark!
Willi Seiß: König hätte ohne weiteres von der Schweiz herüberkommen können. Den Mut, seine Absicht in unserer Anwesenheit offenzulegen, hatte er nicht. Zudem hätte er mich ans Telefon rufen müssen. - Wir haben dann Brachenreuthe verlassen.
Monika Neve: Gab es einen Grund für diese Vorgehensweise?
Willi Seiß: Diesen Grund gab es. Aber er ist sehr schwer, ihn auf Band zu sprechen. Nur das sei gesagt: es waren fortlaufende Intrigen.
Monika Neve: Das ist wirklich hart. Sie begründen eine Sache, bauen sie zusammen mit ihrer Frau auf und dann -
Willi Seiß: -wird's einem aus der Hand genommen. Wobei - das wäre zu erwähnen - von Camphill selbst kein einziger roter Pfennig in den ganzen Aufbau gegangen ist. Es ist alles aus Ersparnissen oder Darlehen von meinen Eltern und einem Verwandten finanziert worden.
Monika Neve: Dazu noch Ihre ganze Arbeitskraft sowie die Ihrer Frau.
Willi Seiß: Vollständig. Meine Frau hat damals unglaublich viel geleistet.
Monika Neve: Sie hatten doch nun einige Jahre ihrer Lebenszeit im Zusammenhang mit Camphill verbracht. Hatte das für Ihre jetzige Rente Folgen gehabt?
Willi Seiß: Sehr einschneidende Folgen. Denn wir hatten im Monat pro Kopf zehn Mark Taschengeld. Zum Glück mussten wir uns in Deutschland pflichtversichern bei der AOK, so dass wir für die spätere Rente wenigstens die Monate hatten, die Beiträge allerdings nicht, Diese Zeiten von Arbeiten in Camphill fehlen in den Renten.