"Ich weiß, wer du bist."

"Ich habe den geistigen Auftrag, Klarheit in solche Zusammenhänge, die für viele sehr unangenehm sind und sein werden, zu bringen. Das Ansehen meiner Person spielt da­bei keine Rolle. Ich weiß, wer ich bin und war."

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Esoterische Schulung im praktischen Leben

Monika Neve: Jetzt hätte ich gerne zu Ihrer inneren Entwicklung im Zusammenhang mit der Anthroposophie gefragt. Was hat Sie bewogen. diese so ernst zu nehmen, dass Sie mit dem Schulungsweg begannen? Denn dies ist ja ganz offenkundig nicht jedermanns Anliegen, der zur Anthroposophie kommt. Haben Sie gleich von Anfang an diesen Entschluss gefasst, als Sie das Buch ,.Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?" kennenlernten?

Willi Seiß: Ich hatte damals in Stuttgart sowohl im Forum3 als auch im Rudolf Steiner Haus sehr viele Kurse über die Inhalte dieses Buches gehalten. Dabei arbeitete ich diese Inhalte wie auch die inneren Zusammenhänge sehr differenziert aus.

Monika Neve: Und zugleich - oder schon vorher - sind Sie diesen Schulungsweg gegangen?

Willi Seiß: Ich will es mal so sagen: Die richtig schweren Erdenleben, die ich gehabt habe - und von denen kenne ich etwa 18 oder 20, von denen war keines einfach. Die haben eine gewisse Reife mit sich gebracht. Und nun gibt es ja im Anthroposophischen folgendes: Sie können entweder den Weg gehen über die Lebenserfahrung oder Sie können den Weg gehen über die Meditation. Und da gibt Rudolf Steiner in „Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten" bei der Feuerprobe an, das jemand diese Probe schon bestanden hat, wenn er im Leben bei Problemen nicht mutlos wird, dass es einfach weitergeht. Und so ist es mit der Luftprobe und mit der Wasserprobe. Das sind immer auch Angaben von Rudolf Steiner über die Lebenserfahrungen. Das ist bei mir vordergründig.

Die eigentliche Anwendung, z.B. die sogenannten Nebenübungen betreffend, habe ich dann im Leben gemacht, als Versicherungsvertreter. Und zwar habe ich - auch zuvor schon - folgendes gemacht. Wenn ich in einer Firma war oder in ein Gespräch geführt habe, habe ich die Elemente, die mit den Nebenübungen zu erziehen sind, im Auge gehabt. Das heißt: in der Gedankenführung, in der Beherrschung des Gefühls, in der Führung des Gesprächs über den Willen, in der Positivität, in der Unbefangenheit. Das war immer im Vordergrund. Ich habe auch immer, wenn ich warten musste, mir die Übungen rekapituliert, mich darauf eingestellt, wenn jemand gekommen ist: die erste Frage immer nach dem Problem des anderen. Das war das Wesentliche. Ich habe immer unbefangen aufgenommen: ob positiv oder negativ. Ein Beispiel: Wir haben eine Firma, mit der in der Allianz niemand zurecht kam. Und da wurde ich eines Tages gefragt, ob ich bereit wäre, diese Firma zu betreuen. Das war, wenn Sie so wollen, ein schwäbischer Unternehmer, grob bis an das Letzte. Gut, sagte ich, ich mache das - das hat mir auch finanziell etwas gebracht, es war ein größerer Bestand, Also habe ich mich dort vorgestellt, er fragte mich, woher kommen Sie und schon fing er an zu poltern. Da sagte ich: "Herr ,..., einen kleinen Moment. Damit wir miteinander zurechtkommen: ich heiße nicht Allianz. ich heiße Seiß. Und wenn Sie ein Problem haben, dann kommen Sie zu mir und ich löse das Problem für Sie bei der Allianz. Wenn das klar ist bei Ihnen, dann kommen wir immer gut miteinander aus." Und daraus hat sich sogar eine Freundschaft ergeben ... Sein Problem war mein Problem. Das habe ich also, soweit das immer möglich war, bei meiner Firma gelöst. Ich habe mich bewusst im und über das Leben geschult.