Tombergs Leben in seinen eigenen Worten

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Tombergs Hinwendung zu Rudolf Steiner und der Anthroposophie
Brief an Rudolf Steiner, 28.07.1920

„Geehrter Herr Doktor!

Vor drei Jahren trat ich in die Russische Theosoph. Ges. ein, wobei ich die ,Geisteskultur’ als mein Ziel ausgab. Doch konnte ich mich mit der theosophischen Einseitigkeit und vornehmlich mit der dort üblichen Rückhaltlosigkeit in der Unterdrückung jeder freien Regung des Denkens nicht zurecht finden. Andererseits haben mir Ihre Schriften (,Wie erl. man Erk.’, ,Geheimwiss.’, ,Theos.’, ,Ein Weg’ u. and.) gezeigt, daß es neben der theosophischen Bewegung noch eine andere gibt, wo gerade das zu finden ist, was ich in der Theosophie vermisse – Berücksichtigung des Vernunftbedürfnisses und der Eigenart der Individualität.

Das ist der Grund, weswegen ich mich der Anthroposophie zuwende. Der Grund aber, weswegen ich mich an Sie wende, mit der Bitte mich in Ihren Schülerkreis aufnehmen zu wollen – denn einzig und allein darum handelt es sich – ist der, daß ich seit 1917 die von Ihnen empfohlenen Meditationsübungen (in den Schriften: ,W. erl. M. Erk.’, ,Ein Weg’, ,Geheimwissenschaft’, ,Schwelle der geistigen Welt’) verrichtet habe, wobei die Resultate nicht ausblieben. Dieser letzte Umstand floß mir die Überzeugung ein, daß es keine Charlatanerie ist, daß Sie das wirklich wissen, wovon Sie sprechen; und andererseits hat es mich auch gemahnt, daß das Gebiet, das ich betreten will, ein gefahrvolles ist.

Ich möchte gerade nicht das Schicksal jener jungen Almkuh [teilen] – von dem Buddha erzählt – welche, in der Suche nach neuen Wiesen und Gräsern, in das unbekannte Gebirge sich begab, wo sie in einen Abgrund stürzte.

Diese zwei Umstände: das Vertrauen zu Ihnen und der Ernst dessen, was ich tun will – sind es, die mich veranlasst haben mich an Sie Herr Doktor zu wenden. 

Achtungsvoll,

Valentin Tomberg“

(Seiß, W., Untersuchungen zu Rudolf Steiners Schulungswerk und den Erkenntnisquellen Valentin Tombergs, 1. Buchausgabe Schönach 2001, S. 7)

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