Tombergs Leben in seinen eigenen Worten

Download (PDF, 115 kB)

Tomberg über sein Studium des Taro

„In St. Petersburg in Rußland gab es vor ungefähr fünfzig Jahren eine Gruppe von Esoterikern die sich aus der Blüte der ,Intelligenz’ der Hauptstadt zusammensetzte. Diese Gruppe war innerlich hierarchisch, d. h. sie umfaßte ,Grade’ - Martinisten, Templer und Rosenkreuzer. Es war, genau gesagt, eine Schule der Unterweisung und Ausbildung, die drei ,Kurse’ oder ,Klassen’ umfaßte - die erste oder martinistische, die zweite oder templerische und die höchste oder rosenkreuzerische. An der Spitze der ganzen Schule stand der Professor für spezielle Mathematik vom Pagen-Kolleg (Papaskiy Korpus) zu St. Petersburg G. 0. M e u b e s.

Nach der bolschewistischen Revolution, die natürlich dieser Gruppe und ihrer Arbeit ein Ende setzte, begegnete der Schreiber dieser Zeilen einigen Mitgliedern dieser zerstreuten Gruppe und befreundete sich mit ihnen. Da die Freundschaft echt war, d. h. auf einem gegenseitigen, rückhaltlosen Vertrauen gründete, übermittelten sie (die zur Elite der sogenannten rosenkreuzerischen Gruppe gehörten) ihm alles, was sie wußten und erzählten ihm alles über die Arbeit ihrer Gruppe, einschließlich der Krisen und peinlichen Erfahrungen, die sie erlitten hatte. Das war im Jahre 1920.

Als er erfuhr, bis zu welchem Punkt die gemeinsame Arbeit an dem TARO fruchtbar sein kann für Studium, Forschung, Begeisterung und Fortschreiten im esoterischen Bereich, war der Schreiber dieser Zeilen damals sehr beeindruckt, obwohl er schon das meisterhafte Werk des Ingenieurs S c h m a k o v ,Die Großen Arcana des Tarot’ (Velikiye Arcany Taro), ein fast zweimal so dickes Buch wie zum Beispiel ,Der Tarot der Bildzeichner des Mittelalters’ (,Le Tarot des Imagiers du Moyen-Age’) von Oswald Wirth oder ,Der Tarot von Marseille’ von Paul M a r t e a u und das Buch über den Tarot von P.D. O u s p e n s k y vom Jahre 1917 studiert hatte. Denn die ganze Arbeit der martinistisch-tem­ple­ri­schen-rosenkreuzerischen Gruppe gründete sich auf den Taro. Das Studium der Kabbala, der Magie, der Astrologie und des Hermetismus wurde dort geführt und inspiriert durch den TARO. Das gab der ganzen Arbeit einen Zusammenhang und eine außergewöhnliche organische Einheit. Jedes Problem der Kabbala, der Magie, der Astrologie, der Alchemie usw. wurde dort so behandelt, als bezöge es sich auf ein besonderes Arcanum des Taro. So meditierte man zum Beispiel über die 22 Buchstaben des hebräischen Alphabets im Lichte der 22 Großen Arcana des Taro, um ihren kabbalistischen Sinn ausfindig zu machen. Und man gelangte zu dem Schluss, daß jeder Buchstabe des hebräischen Alphabets, kabbalistisch verstanden, einem besonderen Großen Arcanum des Taro entsprach.

Nun wurde der Buchstabe Shin (J), der 21. Buchstabe des hebräischen Alphabets, dem Arcanum ,Der Narr’ oder ,Der Verrückte’ zugeordnet. Man sagte, daß es der Buchstabe des Arcanum des Narren sei. Und man fügte vertraulich hinzu: der e s o t e r i s c h e Name des Arcanum ,Der Narr’ oder ,Der Verrückte’ ist Amor (Liebe).

Obwohl die Lehre und die Erfahrungen dieser Gruppe von Esoterikern aus St. Petersburg jetzt in der Seele des Verfassers dieser Briefe nur noch als allgemeiner, in seiner Jugend empfangener Impuls zur Vertiefung des Symbolismus des TARO leben (tatsächlich hat er bis hierher aus diesen Lehren für diese Briefe nicht geschöpft, da der Taro sich in den 45 Jahren, die folgten, bezüglich der Tragweite und Tiefe unter einem neuen, weit über all das hinausgehenden Gesichtspunkt offenbart hat, was er aus Lehre und Erfahrung der Petersburger Gruppe gelernt hatte), gibt es indessen eine Ausnahme, nämlich diejenige, die ich soeben angeführt habe: Daß das Arcanum ,Der Narr’ (oder ,Der Verrückte’) dem Buchstaben Shin entspricht, daß seine Zahl folglich 21 ist, und daß sein esoterischer Name die Liebe ist.“

(Aus „Meditationen über die Großen Arcana des Taro“, Meisenheim am Glan, 1972 S. 470)

Download (PDF, 115 kB)

« zurück