Valentin Tomberg

Es finden in dieser Zeit Gespräche mit Emil Bock, dem damaligen Erzoberlenker der Christengemeinschaft über die Möglichkeit eines Wirkens innerhalb dieses Zusammenhangs statt, aber auch hier gewährt man Tomberg keinen Raum.

Im Jahr 1948 zieht Tomberg mit seiner Frau Maria und seinem Sohn Alex nach Caversham, England, in der Nähe von Reading, wo Tomberg durch seine Mitarbeit bei der BBC auf neue Weise eine Existenz ermöglicht wird. Er ist für die Aufzeichnungen der Sendungen des sowjetischen Rundfunks verantwortlich. In den Abendstunden widmet er sich seinen Studien in der Bibliothek von Reading.

Tomberg bekommt den inneren Auftrag innerhalb des Katholischen zu wirken und wendet sich der katholischen Kirche zu. Es sei hier gesagt, daß niemals ein Beweis gefunden wurde, der bestätigt, daß er dieser Kirche tatsächlich förmlich beigetreten sei. Er hat sich als freier Geist in diese Zusammenhänge hinein gestellt und bietet ihr in seinem großen Werk, den „Meditationen über die Großen Arcana des Taro“ ein esoterisches Fundament ihres ureigenen Wesens an, das in den hermetischen Lehren des großen Hermes Trismegistos, dem Verkünder des vorchristlichen Christentums in Ägypten, seinen Ursprung findet. Tomberg selber beschreibt sein Werk als „die Dimension der Tiefe“ der heutigen katholischen Kirche. Er wählt französisch für dieses Werk als Sprache, weil die Tradition des Hermetismus sich in Frankreich noch am meisten erhalten hat. Das Werk erscheint anonym in deutscher Übersetzung durch Frau von Hippel beim Anton Hain Verlag, Meisenheim am Glan 1972. Tomberg gibt damit zu erkennen, daß die Quelle dieses Werkes eine höhere ist als die des Menschenverstandes und möchte sie nur „dem unbekannten Freunde“ (d.h. dem Leser) von „Jenseits des Grabes“ darreichen. Später erscheint die französische Fassung bei Aubier, Paris, leider in bearbeiteter Form. Inzwischen gibt es Übersetzungen dieses Werkes in vielen Sprachen.

In seinen letzten Jahren arbeitet er noch an Aufsätzen, die später in stark bearbeiteter Form durch Prof. Martin Kriele beim Herder Verlag mit dem Titel „Lazarus komm heraus“ von Robert Spaemann herausgegeben wurden. Wieder verbindet Tomberg die geistigen Lehren mit den Glaubensinhalten des Christentums und bietet der Kirche so auch in diesem Werk eine Hilfe zur Selbsterkenntnis und zur Vertiefung ihrer Lehren an. In den letzten Zeilen des in diesem Buch enthaltenen Aufsatzes „Dein Reich komme“ sind Worte zu hören, die wie ein in die Zukunft weisendes Vermächtnis klingen:

… „Solche Geschichtsschreiber [der Zukunft] werden z. B. von dem ,Zustand der Wüste’ schreiben, in dem die Menschheit den drei Versuchungen der Macht (,die Herrschaft über die ganze Welt und ihre Herrlichkeit’), des Materialismus (,Steine in Brot zu verwandeln’) und der experimentellen Methode (,Sturz von der Zinne des Tempels’, um Gott zu versuchen) ausgesetzt war. Und sie werden große Bewegungen und Strömungen ideologischer und sozialpolitischer Art, wie auch epochemachende Entdeckungen und Etappen der Wissenschaft als Formen dieser drei ,Versuchungen in der Wüste’ erkennen und beschreiben – sie beschreiben als wesentliche Ereignisse auf dem Wege der Läuterung.

Dann werden sie die Einsichten, die der Menschheit als Folge der Überwindung dieser Versuchungen wurden, in ihrem Aufleuchten verfolgen und die mannigfaltigen Formen in denen sie auftreten, beschreiben. Dieses werden sie tun, um den Weg der Erleuchtung der Menschheit darzustellen.

Und sie, diese Schreiber der Geistesgeschichte der Menschheit, werden zuletzt von einzelnen Menschen und einzelnen Menschengruppen berichten, die Wegweiser zur Vollendung sind, d.h. deren Eigenschaften und Fähigkeiten darüber Zeugnis ablegen, daß das Reich des Menschen mit dem ,Reich Gottes’ sich vereinigen und verschmelzen kann.“

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