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NEU: SEISS – Aufbau- & Entstör-Elemente
Die heilerischen Impulse von Willi Seiß
und seiner FREIEN HOCHSCHULE AM BODENSEE
20 Jahre FHaB
2017
Der Taro ist nun eine Wiedergeburt alter ägyptischer Weisheit. Es ist damit keine „lineare Überlieferung“, sondern ein „transformiertes Wiederauftauchen“ dieser. Valentin Tomberg hat das organische System des Taro wieder ergriffen und in tiefer Weise insbesondere mit dem Sohnes-Aspekt verbunden. Durch das Leben der Arcana des Taro wird der Schüler an die Seele oder den Herzschlag aller menschlichen Wissenschaft und Kunst geführt, ohne dass jedoch der Hermetismus selbst Wissenschaft oder Kunst ist. Durch die lebendige Teilnahme an den gemeinsamen Bemühungen der hermetischen Tradition kann ein Schüler nach folgendem Motto leben:
„Was oben ist, sei wie das, was unten ist, und was unten ist, sei wie das, was oben ist“ (V. Brief, „Der Papst“, a.a.O., S. 93).
II. Die Arcana als Vermittler zum hermetischen Strom
Der Schüler der Hermetik wird nach seinem Eintauchen in den hermetischen Strom durch die dort wirkenden Geister geführt, wenn sein Willensleben entsprechend geläutert ist. Die „Vermittlungsplattform“ hierzu sind primär die zweiundzwanzig großen Arcana des Taro. Diese Arcana werden durch Bilder, durch Zahlenwerte, durch das hebräische Alphabet und durch Erläuterungen zugänglich gemacht. Die Arcana selbst sind aber weder Bilder noch Erläuterungen, sondern grob gesagt „innere Kräftezusammenhänge“ mit denen man üben und an denen der Schüler sein Innenleben gestalten und erziehen kann. Die Auseinandersetzung mit dem Taro spricht – richtig verstanden – nicht nur das bildhafte und verstandesmäßige Denken an, sondern auch das Fühlen und ganz besonders auch das Wollen. In seinem Vorwort zu den „Meditationen über die Großen Arcana des Taro“ schreibt Valentin Tomberg:
„Im Grunde sind es [d.h. die 22 Großen Arcana des Taro] zweiundzwanzig geistige Übungen, mittels derer Sie, lieber unbekannter Freund, sich in den Strom der lebendigen Tradition versenken und damit eintreten können in die Gemeinschaft der Geister, die ihm gedient haben, und die ihm dienen.“ („Vorwort“; „Meditationen über die Großen Arcana des Taro“, Meisenheim am Glan 1972)
Doch ähnlich wie die Frage nach der hermetischen Tradition, ist – genau genommen – auch die Frage nach den Arcana des Taro nicht leicht zu beantworten. Der Grund hierfür liegt darin, dass man die Arcana eigentlich erst dann versteht, wenn man sie erlebt. Die Arcana sind weder Allegorien im Sinne bildlicher Darstellungen abstrakter Begriffe, noch sind es Geheimnisse im Sinne von Tatsachen, die aus persönlichen Gründen verhüllt werden:
„Die Großen Arcana des Taro sind echte Symbole. Sie verbergen und enthüllen gleichzeitig ihren Sinn, entsprechend der Tiefe der Sammlung des Meditierenden“ (1. Brief, „Der Gaukler“, a.a.O., S. 1).
Diese geheimnisvolle Erläuterung deutet an, dass Arcana eigentlich nicht unmittelbar zugänglich sind, denn sie enthüllen ihren Sinn entsprechend der Tiefe der Meditation. Der „Konsument bequemer Wahrheiten“ wird durch die Arcana nicht befriedigt werden können, denn es sind Voraussetzungen notwendig, um zu ihnen Zugang zu finden. Es reicht weder die sprachlichen Erläuterungen zu lesen und darüber nachzudenken, noch reicht es die Abbildungen zu betrachten. Beides muss im Zustand meditativer Sammlung geschehen, damit im Leser bzw. Betrachter durch dessen innere Vertiefung ein Bezug zu dem verborgenen – d.h. im Hermetischen sich befindlichen – Strom der lebendigen Tradition hergestellt werden kann. Gedanken oder Betrachtungen, die nicht im Zustand meditativer Sammlung vollzogen werden, sind NICHT hermetisch, selbst wenn sie von einem als „hermetisch“ bezeichneten Autor vermittelt werden. Der Hermetismus ist eine lebendige Gemeinschaft von Geistern und wenn der Leser hermetischer Texte „kein Interesse“ an einer lebendigen Beziehung zum Strom der Wahrheit hat, dann sind auch seine Gedanken nicht die eines Hermetisten, sondern er gleicht einem Affen, der verständnislos die Bewegungen seines Wärters imitiert.