Valentin Tomberg

In einem Brief von September1932 (siehe: Seiß, W. Der Kampf gegen Valentin Tomberg, Teil B, Briefwechsel, Schönach 1999; S. A 19.1), bittet er Frau Marie Steiner, ihm und seiner Frau Maria einen Jahr Aufenthalt in Dornach zu gewähren. Er wollte in dem Archiv studieren, um ein geplantes Werk über die Völker des Ostens – unter Berücksichtigung von Rudolf Steiners Angaben zu diesem Thema – durchführen zu können. Seinen Lebensunterhalt wollte er durch Vorträge selbst verdienen. Marie Steiner lehnt dies aber mit der Begründung ab, daß man keinen Vortragsredner in Dornach bräuchte.

Ab 1931 hält Tomberg Vorträge in Tallin über das Alte Testament. Diese werden durch ihre esoterische Tragweite zum Anlaß seiner Verleumdungen in Dornach und haben den Streit um seine Persönlichkeit entbrannt. Diese Vorfälle bestimmten auf tragische Weise seine umfassende Ausgrenzung, die bis heute innerhalb den anthroposophischen Kreisen fortdauert. Diese Vorträge werden von ihm schriftlich niedergelegt und von November 1933 an in 12 Einzellieferungen an Abonnenten im Abstand von einigen Monaten versandt, die letzte im Jahr 1935. Ihnen folgen ab 1936 die 12 Betrachtungen über das Neue Testament, sowie drei weitere über die Apokalypse. Geplant waren ebenfalls 12 Betrachtungen, doch Tomberg bricht die Lieferungen ab. Weitere Aufzeichnungen sind bis heute nicht gefunden.

Als sich die Arbeit in Estland auf Grund des Widerstands aus Dornach nicht weiterführen läßt, wendet Tomberg sich in 1939 nach Holland, wo einige Freunde ihm Unterstützung zusagen.

Er nimmt dies dankbar an und hält in der folgenden Weihnachtstagung in Rotterdam Vorträge über „Die Vier Christusopfer und das Erscheinen des Christus im Ätherischen“. Auch diese werden schriftlich niedergelegt (Schönach 3. Auflage 1994), wie ebenfalls die in August 1938 in Rotterdam gehaltene Vorträge „Sieben Vorträge über die innere Entwicklung des Menschen“ (Schönach 2. Auflage 1993). In Tallin, Estland, sind dann noch die ersten zwei Betrachtungen über „Die Grundsteinmeditation von Rudolf Steiner“ entstanden (1936 und 1937/38), die dritte Betrachtung dann später in Rotterdam 1939 (Schönach 2. Auflage 1993).

Die öffentliche Anthroposophische Tätigkeit in Holland wird durch den Widerstand des damaligen Generalsekretärs Willem Zeylmans van Emmichoven beendet. Dieser lehnt Tombergs esoterische Arbeiten, seine karmischen Einsichten und seine Hinwendung zum Christentum ab, empfindet ihn als hinderlich und legt ihm nahe, die Anthroposophische Gesellschaft zu verlassen. Tomberg zieht sich zurück und hält mit einigen ganz wenigen Freunden wöchentlich über mehr als 2 Jahre ab dem Kriegsbeginn 1940 in Holland den sogenannten Vaterunser-Kurs (Herausgabe in Vorbereitung). In diesem Kurs gibt er sein umfassendes Wissen und Verständnis der christlichen Esoterik weiter, indem er seine Freunde an Hand der sieben Bitten dieses Gebets in die Tiefen des Passionswegs, der Seligpreisungen, der Wunder, der Ich-Bin-Worte und der apokalyptischen Bilder hineinführt.

In 1944 begibt Tomberg sich nach Mühlheim an der Ruhr, Deutschland, zu seinen Freunden Ernst und Gertrud von Hippel, und absolviert ein Studium in der Rechtswissenschaft. Auch hier entstehen zwei Werke: Die Dissertation, Degeneration und Regeneration der Rechtswissenschaft, 1946 und nochmals veröffentlicht in 1974 und Die Grundlagen des Völkerrechts als Menschheitsrecht, Götz Schwippert Verlag, 1947 Köln. Tomberg wird mit dem Aufbau der Volkshochschule in Müllheim beauftragt.